Hauptakzente dieser Ausstellung setzen Farbverläufe, die sich am Boden in Autolackfarbe und metallisierten Tönungen auf langen Reihen von Verbundplatten ziellos fliessend durch die Räume ziehen; der eine von Weiss ins Dunkelgrün und Braun verlaufend, der andere von Lachs-Beige über eine beinahe goldfarbene Mittelregion in ein grünliches Beige. Solcherart kontinuierlich und allmählich über die einzelnen Elemente sich erstreckende Farbnuancierungen werden vorerst in Oelfarbe auf Leinwandresten formuliert, wurzeln trotz ihres anonymen Farbauftrags in Empfindungsräumen und gar Naturerlebnissen. Adrian Schiess nimmt sein Malerhandwerk als Intermediär von Farbe zurück, um ihr grösstmögliche Autonomie sowie Offenheit gegenüber ihrem Umfeld zuzugestehen. Je nach Lichtverhältnissen und den Blickwinkeln des Betrachters stellen sich permanent sowohl Anderungen ihrer koloristischen Erscheinungen als auch ihrer Spiegelungen des Umfeldes ein. Diese Verläufe werden wiederum in einer nächsten Bearbeitungsphase auf den Rückseiten der Aluminiumverbundplatten weitergeführt, während der Ausstellung ab und zu aufgedeckt, und somit das Wahrnehmungsszenario um eine weitere Schattierung bereichert.
Er denke an Malerei, die sich zerstreue und endlos ausbreite, bemerkt Adrian Schiess. Diese Aussage beinhaltet sowohl das Moment der vorläufigen und stets veränderbaren Konstellation, das wenig mit willentlich gesuchter Struktur, Komposition oder Bildhaftigkeit zu tun hat, ja sich geradezu dagegen richtet, als auch das Moment einer unfassbar scheinenden Räumlichkeit. Den einzelnen genormten Bildträgern kommen eine dienende Funktion zu, sollen sie doch - ausschnitthaft im Sinne eines Fragmentes - die physische Ausdehnung von Farbe und ihre unmittelbar sinnliche Oberflächenwirkung ermöglichen. Sie ruhen auf Kanthölzern, die den Eindruck einer momentanen und jederzeit bewegbaren Lagerung betonen. Gerade die Reihung der monochromen Elemente, ihre Wechselwirkungen, Nuancen und Gegensätze, sowie ihr gleichförmig entschlossener Vorstoss in den realen Raum schaffen diese materiell anwesende und zugleich entrückt ins Imaginäre sich wendende Farbsensation an sich, um die es Adrian Schiess geht, die sich nicht mehr ans traditionelle Bild bindet, aber auch nicht bemalte Skulptur ist.