Die amerikanische, in Kanada aufgewachsene Künstlerin Jessica Stockholder hat an Ort eine grosse Installation gebaut aus disparaten Elementen, die die räumliche Struktur der Kunsthalle auf überraschend neue Weise akzentuiert. Dieses Moment des unbekümmerten und zugleich hochpräzisen sich Einlassens auf die architektonischen Gegebenheiten, auf die hier auffindbaren Gegenstände und Materialien bildet den kreativen Antrieb. Baumaterialien, Zeitungspapier, Glühbirnen, Tücher, Plexiglas, Fundstücke aus dem Sperrgut gehen in einer Art räumlichen Assemblagetechnik waghalsige und frische Konstellationen ein: Eine Vielzahl von Glühbirnen formiert sich zum lichthaltigen Volumen, gefiltert durch pinkfarbene Plexiglasflächen. Dem bootähnlichen Bau aus gespaltenen Holzmöbeln und dem weichen Fall von gelblichen Stoffdecken, der in einer darmartigen Verschnürung endet, antwortet die Schichtung von Backsteinen. Sie spiegelt wiederum die Innenstruktur der bestehenden Wände, und so greifen kristalline Prinzipien in amorphe und umgekehrt.
Der Betrachter kann sich diesem kontrastreichen Wechselspiel in immer wieder anderer Perspektive und Assoziation annähern. Seine Bewegung löst die Gesamtstruktur auf in ein heterogenes Netz von vielen Teilaspekten und setzt dieses wieder zusammen zu einem statischen Ganzen. Zwar bleiben die alltäglichen Zweckbestimmungen der verwendeten Materialien und Gegenstände unmittelbar und assoziativ wirksam. Sie werden aber gleichzeitig im durchkomponierten Inszenierungsfeld auf eine abstraktere Wahrnehmungsebene gebracht.