Der Spielplatz ist ein Nebenprodukt der industrialisierten Stadt des 20. Jahrhunderts. In ihm kondensieren sich wie kaum anderswo Vorstellungen zu Erziehung und Kindheit, zu Stadtplanung und öffentlicher Raum, zu Architektur und Kunst und zu Kreativität und Kontrolle. Dabei entzieht sich der Spielplatz immer wieder der institutionellen und ideologischen Vereinnahmung und treibt seine eigenen, zuweilen anarchischen Blüten. Dieses Nebeneinander von unterschiedlichen Erwartungen, momentanen Errungen-schaften und abenteuerlichen Vorstellungen macht den Spielplatz überhaupt erst aus.
Erstmals überhaupt illustriert die von Gabriela Burkhalter kuratierte Ausstellung anhand von herausragenden Gestaltern die wichtigsten Momente in der Geschichte des Spielplatzes. Projekte von Künstlerinnen, Gestaltern, Aktivistinnen und Architekten werden in zahlreichen Bildern, Filmen, Plänen und Modellen gezeigt. Bekanntere Figuren wie Aldo van Eyck, Isamu Noguchi oder Palle Nielsen treffen auf vergessene und wiederentdeckte Pioniere wie Joseph Brown, Richard Dattner, Group Ludic, Riccardo Dalisi, Joseph Schagerl und vielen anderen. Dabei werden, so die These von Ausstellung und Katalog, vier grosse Momente der Veränderung erkennbar. Anfangs des 20. Jahrhunderts holten Sozialreformer das Kind von der Strasse auf den Spielplatz. 1930 kam die Idee auf, dass Kinder weniger auf Spielgeräten als mit natürlichen Materialien spielen sollten. 1960, im Jahrzehnt des Do-It-yourself, bauten Eltern, Kinder und Nachbarschaftsgruppen die Plätze selbst. Die 1980er Jahren kündigte sich mit dem Ende der gesellschaftlichen Utopien und dem Anfang der Regulierung eine Krise der Spielplatzgestaltung an.
Mit Marjory Allen (Lady Allen of Hurtwood), Joseph Brown, Waldemar Cordeiro, Riccardo Dalisi, Richard Dattner, Aldo van Eyck, M. Paul Friedberg, Michael Grossert, Cornelia Hahn Oberlander, Alfred Ledermann, Bernhard Luginbühl, Yvan Pestalozzi, Group Ludic, Egon Møller-Nielsen, Palle Nielsen, Isamu Noguchi, Sreejata Roy, Niki de Saint Phalle, Josef Schagerl, Mitsuru (Man) Senda, Carl Theodor Sørensen, Alfred Trachsel und anderen.
Mit richtigen Spielplätzen für richtige Kinder! Bringt Eure Eltern! In der Kunsthalle steht der Lozziwurm, ein 1972 vom Schweizer Bildhauer Yvan Pestalozzi erfundener farbiger gewundener Wurm, zum Krabbeln, sich verstecken und einander jagen. Dazu eine von Group Ludic entworfene, beliebig erweiterbare Seil-Struktur, Seile zum Schwingen und Bojen zum Rumhängen.
Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog (dt./engl.), welcher die vielfältige Geschichte anhand zahlreicher Illustrationen erstmals umfangreich darstellt: The Playground Project, herausgegeben von Gabriela Burkhalter, mit Beiträgen von Daniel Baumann, Gabriela Burkhalter, Vincent Romagny, Sreejata Roy und Xavier de la Salle, deutsch / englisch, Kunsthalle Zürich / JRP|Ringier 2016.
The Playground Project ist kuratiert von Gabriela Burkhalter, Schweizer Stadtplanerin, in Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Zürich. The Playground Project war 2013 Teil der 2013 Carnegie International in Pittsburgh.