Auftakt dieser ersten Einzelausstellung in der Schweiz der amerikanischen Künstlerin Sarah Morris bildet eine grosse Wandmalerei, gefolgt von Bildern aus der Serie "Midtown". Sie vermitteln ambivalent zwischen Fassadenstrukturen von Wolkenkratzern New Yorks und Abstraktion, zwischen grafischen Rasterstrukturen, poppigen Farbfeldern und verzerrten Wahrnehmungsperspektiven. Architektur reduziert und entmaterialisiert sich zu Zeichen, die räumliche oder psychologische Perspektiven zum Verschwinden bringen. Der Bildraum wird mit modularen Systemen zur ungreifbaren Zwischenzone entleert und zugleich verdichtet. Die Farbrepetitionen legen sich zwar in das orthogonale Ordnungsgerüst, überspielen es aber rhythmisch und steigern das kühle Grossstadtklima so ausdruckslos heftig wie lackierte Fingernägel eine Hand. Es ist denn auch Malerei in Hochglanzlack, die auf die Leinwand aufgetragen wird. Trotz industriell wirkender Perfektion vermittelt die Strahlkraft der Farbe eine Attraktivität, die die Codes der megalomanen Gebäudewelt mehr als atemberaubende Stimulanz denn als inhumane Entfremdung auffasst. Der Realitätsbezug von Sarah Morris Malerei wird atmosphärisch in der parallel entstandenen filmischen Reflexion über "Midtown", dies in 16mm, auf DVD übertragen. Menschen weben sich hier ins urbane Netzwerk, sind Teil einer bewegten Masse.
Werden in Bildern wie "Midtown - Armitron (Madison Square Garden)" die Blickpunkte taumelnder, fast schon psychedelisch unlokalisierbar, so gilt dies insbesondere für den Schwerpunkt der Ausstellung, zwei neue Bildserien, die sich motivisch den gigantischen Hotelkomplexen von Las Vegas wie "Mandalay Bay" oder "The Mirage" und ihren immensen Billboards widmen. Las Vegas ist die Apotheose der Massenkultur, der Zerstreuung und Konsumation. Inmitten der Wüste Nevadas herrscht ein konstantes Zirkulieren, Pulsieren und Stocken der Lichter, der Autos, der Rollbänder, der Touristen, wie der Film "AM / PM" in Grossprojektion zeigt, den Sarah Morris in der urbanen Kulisse des Spieler- und Showmekkas gedreht hat: Ein ständiger Atemwechsel nicht nur des Soundsamplings, sondern auch von Helikopterperspektive, Kamerafahrten im Auto und verharrenden Close Ups.