Drei Installationen des kanadischen Künstlers werden präsentiert, Montagen aus Bildprojektion (Video und Film), Musik (von Free Jazz bis Schönberg) oder gesprochenem Text (Proust). Dabei greifen historische Quellen und Gegenwart, High Tech und Technik in ihren Kinderschuhen, Elemente avantgardistischer Hochkultur und triviale Alltäglickeit, künstlerische Imagination und politische wie psychologische Aspekte vielschichtig und neuartig ineinander
Overture, 1986: Eine riesige Filmprojektion in Schwarzweiss zeigt Auszüge aus Archivmaterial der Edison Company, eine um die Jahrhundertwende gedrehte Zugsfahrt durch Passstrecken in British Columbia. Die Kamera, an der Spitze des Zuges positioniert, liefert grobkörnig-überbelichtete Bilder zwischen kurvenreicher Bewegung und Tunnelpassagen, zwischen Eintauchen in die Dunkelheit und Tageslicht. Die potentiell nie endende Fahrt erhält hypnotisch-traumhafte Qualitäten, die sich mit einer gesprochenen Textmontage aus Marcel Prousts Einführungssequenz von “A la recherche du temps perdu" verbindet: Reflexionen über den schmalen Bereich zwischen Wachen und Schlaf.
Hors-Champs, 1992: Gezeigt wird ein aufgezeichnetes Konzert von vier amerikanischen Musikern, die alle in der Hochperiode des Free Jazz in Paris gelebt haben oder noch dort leben. Ihr Spiel basiert auf einer Komposition von Albert Ayler aus dem Jahr 1965, “Spirits Rejoice", und improvisiert ebenso zwischen amerikanischen und französischen Nationalismen. Gedreht wurde im Stil damaliger ORTF-Jazzprogramme, d. h. in einer abstrakten Ortlosigkeit der mise en scène, extremen Nahsichten und raren Gesamteinstellungen. Diese Videoaufnahmen bespielen beidseitig eine freischwebende Projektionsfläche, je unterschiedliche Blickweisen aufzeigend. Bewegte Kameraführung und Doppelprojektion relativieren fixierte Standpunkte, was sich auch metaphorisch übertragen lässt. Denn der Free Jazz wurde zu einem Mittel afroamerikanischer Identitätsbildung mit vielen politischen Implikationen, nahm in seiner bereits historisch gewordenen Form Exil in Europa, um entgegen rassistischer Einschränkungen neue Ausdrucksformen zu finden.