Manfred Pernices Konstellationen von skulpturalen Elementen und ihren Raumbezügen sind auf einer ersten Ebene durchaus architektonisch angelegt mit Anspielungen nicht nur auf reale, aber unbestimmte Strukturen aus dem alltäglichen Umfeld wie Wandteile, Innenräume und Aussenbereiche, Plätze, sondern auch auf konkrete Versatzstücke wie Rampen, Schiffscontainer, Bartresen, Mülltonnen oder Litfassäulen. Nach dem Prinzip der Montage finden sich unterschiedliche Bauteile und Raumelemente zu situationistischen Verdichtungen und Zerstreuungen. Erste Annäherungen finden über Zeichnungen und Modelle, zumeist in bemalter Pappe, statt, den Keimzellen seiner Arbeits- und Denkweise, die durchaus ihre Autonomie behalten.
Auch in den Einzelskulpturen und den installativen Arbeiten bleibt der Prozess des Herantastens ablesbar. In seltsamer Bricolage, die sperrig und zart zugleich wirkt, wird mit armen Materialien wie Pressspan, Sperrholz oder Karton geschreinert und geklebt, sozusagen dreidimensional skizziert. Diese behelfsmässig und doch präzis erscheinenden räumlichen Gebilde vermitteln zwischen Gebrauch und Imagination, Leere und Verdichtung, Körpervolumen und Oberfläche. Teilweise werden sie bemalt, als Träger von Bildreproduktionen, Fotografien oder Textfragmenten genutzt oder mit ihnen in Verbindung gebracht, die weitere Assoziationsketten schaffen. Das Gebaute vermittelt ein Gefühl einer energetischen Fragilität, von etwas Provisorischem, Tastendem und strahlt zugleich die Kraft emotionaler Genauigkeit, der Akribie, auch Anmut aus. Wesentlich werden die in Schwingung gebrachten Zwischenräume, die sich in der Vernetzung von skulpturalen, architektonischen, sprachlichen, aber auch geschichtlichen Fragmenten auftun. Denn Pernices Konstruktionen von Raumund Bedeutungszusammenhängen können sich nicht nur physisch, sondern auch geistig auf bestimmte Örtlichkeiten und deren Mentalitätsraum beziehen. Sie lösen sich jedoch nie in eine deutliche Inhaltlichkeit auf und können sich je nach Ausstellungsort transformieren.